Creating from what you have

Invertierter Designprozess

Um den Abfall bei der Herstellung von Fassadenelementen aus glasfaserverstärktem Beton zu reduzieren und die Umweltbelastung zu minimieren, entstand in Zusammenarbeit mit dem Büro Certain Measures das innovative Fassadenkonzept scrapcrete. Mithilfe datenbasierter Analysen und generativer Designtechniken wird Produktionsverschnitt gezielt wiederverwendet. Kern des Konzepts ist eine digitale Software, die Restmaterialien erfasst und daraus projektspezifische Designoptionen entwickelt. Diese sogenannten Offcuts – also Verschnittstücke aus der Herstellung von Glasfaserbetonplatten – werden systematisch katalogisiert und erhalten so eine zweite Lebensphase. Anstatt diese Materialien zu entsorgen, werden sie in neue Anwendungen überführt und gestalterisch aufgewertet.

Produktionsverschnitt dient als Grundlage für neue Designs: Reststücke werden wie Puzzleteile zu einem neuen Fassadenbild zusammengefügt.

Ressourcen neu denken: scrapcrete

scrapcrete verfolgt einen radikal neuen Designansatz: Statt wie üblich ein Design zu entwerfen und anschließend die dafür notwendigen Teile zu produzieren, beginnt der Prozess hier mit dem, was bereits vorhanden ist – den vermeintlichen Reststoffen. Unter dem Motto „Creating from what you have“ wird nicht nur Abfall reduziert, sondern eine neue gestalterische Sprache geschaffen, die Materialknappheit in kreative Vielfalt verwandelt. Durch den Einsatz digitaler Technologien wird der Designprozess mit den verfügbaren Ressourcen neu gedacht. Dabei geht es nicht nur um Reststoffverwertung, sondern um die Kreation von Designs mit hohem ästhetischen Anspruch. Das Ergebnis ist eine Verschmelzung von Nachhaltigkeit, Funktionalität und Ästhetik.

Ein Fleckerlteppich aus Verschnitt

Erstmals kam das Konzept scrapcrete großflächig beim Neubau der firmeneigenen Produktionshallen in Maishofen zum Einsatz. Dabei wurden Reststoffe aus über 500 m² öko skin Latten verarbeitet, die mithilfe einer speziellen Software aus Verschnittteilen generiert und wie ein „Fleckerlteppich“ neu arrangiert wurden. Die unregelmäßig dimensionierten Elemente ermöglichten eine mosaikartige Fassadengestaltung, die dem Material nicht nur ein zweites Leben, sondern auch eine neue gestalterische Qualität verlieh. Die visuelle und inhaltliche Nähe zum traditionellen Pinzgauer Fleckerlteppich ist dabei kein Zufall. Dieses regionale Kulturgut entsteht aus zusammengenähten Stoffresten und steht sinnbildlich für den bewussten Umgang mit vorhandenen Materialien. Wie beim Teppich, bei dem aus vermeintlich wertlosen Resten ein neues, funktionales und ästhetisches Ganzes entsteht, vereint auch scrapcrete Ressourcenschonung mit Gestaltungskraft. scrapcrete zeigt eindrucksvoll, wie zirkuläres Denken, digitale Technologien und architektonische Ästhetik miteinander verschmelzen und damit neue Wege für eine nachhaltige und kulturell verwurzelte Bauweise der Zukunft eröffnen.

Mit scrapcrete wird der architektonische Entwurfsprozess umgekehrt und vorhandene Ressourcen verwendet.
scrapcrete schafft nicht nur einen minimalen Abfallkreislauf, sondern eröffnet auch neue Möglichkeiten für die Architektur, in der Ressourcen und Design Hand in Hand gehen.